By martin Der Mensch besitzt auch Gott gegenüber einen freien Willen und kann das Verhältnis zu ihm wissentlich und absichtlich lösen (Hi 2 9). So ist keine »Gnadenwahl“ gemeint, dass dies nicht möglich wäre, selbst bei den Besten. Auch David im Alten Bund hätte dies tun können, wenn er zum Beispiel in königlichem Machtbewusstsein die Strafrede des Propheten Nathan zurückgewiesen hätte. Und sogar bei Jesus muss man diese Möglichkeit annehmen, falls Lk 4 eine reelle Bedeutung haben soll. Diese Möglichkeit, Gott zu verlieren, nachdem man ihn einmal besessen hatte, ist aber eines der dunkelsten Dinge im menschlichen Leben. Viele rätselhafte Erscheinungen, besonders nervöse und irre Zustände haben diesen Ursprung.

Es ist nicht gut, darüber viel nachzudenken: Weit besser ist der Entschluss, den Faden der Verbindung mit Gott unter keinen Umständen abreißen zu lassen.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte“, Leipzig/Frauenfeld 1908)

von: Carl Hilty