By martin Manche Leute, die selbst etwas paradox sind, halten die geniale Veranlagung für eine Geisteskrankheit. Dies werde ich zur Ehre der Menschheit, deren größter Ruhm sie ist, niemals zugeben. Sicher aber hat sie in ihren Wirkungen auf den Menschen, der so veranlagt ist, mitunter etwas Krankheitsähnliches, das leicht ausarten kann, wenn das Genie keinen Herrn mehr über sich sieht und auf sein souveränes, von keiner Pflicht in festen Schranken gehaltenes Recht pocht. In diesem Fall ist es wirklich dem Wahnsinn nahe und hat schon oft genug dazu geführt.

Vollbewusste Auflehnung gegen Gottes Gebote oder herausfordernder Atheismus ist stets als ein Anfang von geistiger Ungesundheit zu betrachten. Man wird darin nie irren. In der Biographie Carlyles wird gelegentlich erzählt, dass ihn der spätere Kaiser Napoleon III. für verrückt gehalten habe. Er wäre es ohne allen Zweifel geworden ohne den starken Gottesbegriff, den er stets in sich trug. Aber unendlich wohltätiger für ihn selbst, für seine Angehörigen und sein Volk wäre sein Leben noch geworden, wenn er nicht bloß ein solch abstrakter Idealist, sondern ein positiver Christ gewesen wäre.

Röm 1 22 Jer 10 6 Jer 10 14–15

Viele geniale Leute, in größeren Lebensverhältnissen, stehen heute vor der gleichen Entscheidung; das Christentum allein kann sie und ihre Nachkommen vor einer drohenden geistigen und körperlichen Entartung schützen. In mächtigen Staaten hat die Weltgeschichte schon mehrfach Beispiele solcher Entartung gezeigt.

Damnosa quid non imminuit dies?
Aetas parentum, peior avis, tulit
Nos nequiores, mox daturos
Progeniem vitiosiorem
(Horaz, Oden 3,6)1

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte“, Leipzig/Frauenfeld 1908)

Was mindert nicht verlierender Tag dem Tag?
Dem Ahn schon ungleich zeugten die Väter uns
Geringre Nachfahrn, uns, gewärtig
Immer verworfnerer Enkel-Saaten.
(Übersetzung von Rudolf Alexander Schröder) ↩

von: Carl Hilty