By Janice

Ein Artikel von Kola Olaosebikan

Ein paar Dinge über eine religionsübergreifende Ehe, die man im Hinterkopf halten sollte.

Vor fünf Jahren war meine Routine beim Gottesdienstbesuch so ähnlich wie eine Scene aus Captain America.

Als erstes stellte ich meinen Wecker und platziere ihn unter meinem Kissen. So war er laut genug, dass ich ihn hören konnte aber gedämpft genug, um von niemand anderem im Haus gehört zu werden. Dann schlich ich auf Zehenspitzen ins Badezimmer und machte mich fertig. Innerhalb von 20 Minuten schmiss ich meine Klamotten über, schlüpfte ein Paar Schuhe in meine Handtasche und plante meinen Fluchtweg. Typischerweise hieß das, ich glitt Barfuß die Treppe hinunter und kroch im Schatten den Flur entlang. Dann hielt ich kurz inne um auf Schritte zu lauschen, bevor ich lautlos durch die Küche raste und aus der Hintertür hinaus. Wenn ich erstmal sicher draußen war, gab es nur noch eine Sache, die ich tun musste – über den Hinterzaun hüpfen und das Auto ausleihen, damit ich zum Gottesdienst gehen konnte, ohne das mich jemand sah.

Das war fast jeden Sonntag meine Routine. Und das nur, weil meine Eltern nicht die gleiche Religion teilen.

Manche Leute sagen, dass Liebe das wichtigste in einer Ehe ist. Wenn du Liebe hast, so die logische Folgerung, kannst du alles überwinden, inklusive die Unterschiede im Glauben. Vielleicht trifft das für manche ganz besondere Leute zu, aber auf Grund von meinen Erfahrungen ist das meistens nicht der Fall. Liebe ist natürlich wichtig aber die gleiche Weltanschauung und den gleichen Glauben zu teilen ist ein großer Akt. Vielleicht helfen uns diese drei Missverständnisse, die viele über religionsübergreifende Ehe glauben, um zu erkennen, warum das so ist.

1. Jedes Kind wird ohne Probleme in der Lage sein, zu entscheiden, was es glauben soll

Meine ganze „Captain America“ Routine um zur Kirche zu gehen war um meinen Vater herum geplant – der ein Muslim ist.

Sich mit dem Glauben eines Elternteils mehr zu identifizieren fühlte sich immer wie Partei ergreifen an.

Ich habe eine tolle Beziehung zu meinem Vater, es war also kein Geheimnis, das ich Christ bin. Was aber ein Geheimnis war, war dass ich vor seinen Augen freiwillig zur Kirche ging. Was ebenfalls ein Geheimnis war, war die Menge an Zeit die ich damit verbrachte, mich schuldig zu fühlen, weil ich den Glauben meiner Mutter anstatt den meines Vaters auswählte. Sich mit dem Glauben eines Elternteils mehr zu identifizieren als mit dem des anderen, fühlte sich immer wie Partei ergreifen an. Obwohl meine Eltern verheiratet blieben, konnte ich ihnen ihre Versuche, uns als „normale Familie“ zu sehen, nie abkaufen.

Liebe zwischen den Eltern kann Kinder nicht vor allen Dingen beschützen. Wenn es zu Schuldgefühlen kommt weil der Glaube eines Elternteils dem des Anderen vorgezogen wird, hilft die Tatsache, dass deine Eltern sich lieben nicht wirklich dabei sich besser zu fühlen.

2. Der Glaube meines Partners wird keine Auswirkungen auf die Familieneinheit haben

Meine Eltern versuchten die „Leben und leben lassen“ Philosophie anzuwenden. Sie folgten ihrem jeweiligen Glauben. Sie gaben außerdem uns, ihren Kindern, die Freiheit unseren eigenen Glauben zu wählen.

Islam und Christentum sind sich in einigen Aspekten ähnlich, aber in den grundsätzlichen Fragen des Glaubens haben sie extrem unterschiedliche Ansichten

Das klingt in der Theorie total fantastisch. Wie es mit der praktischen Anwendung aussah? Nicht so toll.

Unsere Familie ging letzten Endes durch eine Phase in der wir am Freitag in die Moschee und sonntags in die Kirche gingen. Das hatte einige ungewollte Nebeneffekte. Je öfter meine Eltern zur Kirche und zur Moschee gingen, desto ernster nahmen sie ihren jeweiligen Glauben. Je ernster meine Mutter es mit dem Christentum meinte, desto mehr wollte sie die Dinge tun, die die Bibel sagt. Und je ernster mein Vater es mit dem Islam meinte, desto mehr wollte er die Dinge tun, die der Koran sagt.

Klar, Islam und Christentum sind sich in einigen Aspekten ähnlich, aber in den grundsätzlichen Fragen des Glaubens haben sie extrem unterschiedliche Ansichten – was ein ziemlich großes Problem war.

Die Definition von Ehe ist es, ein Leben gemeinsam mit jemand anderem zu leben – als eine Einheit. Es wird ziemlich verzwickt als Einheit zu leben, wenn die Individuen in der Ehe ihre Ideen, wie sie leben sollten, aus unterschiedlichen Quellen bekommen. Wenn der Koran sagt, tue die eine Sache und die Bibel sagt, tue das Andere, was soll ein verheiratetes Paar dann tun? Diese Situationen führen meistens dazu, dass man zwischen „glücklich sein in der Ehe“ und „Erfüllung im Glauben“ wählen muss. Das ist nie eine schöne Wahl.

3. Mein Partner wird sich auf jeden Fall eines Tages ändern.

Offenkundig können sich Menschen ändern und tun es auch. Ihr Glaube, dass mein Vater vielleicht auch irgendwann Christ werden würde, ist ein Beweis für den nicht todzukriegenden Optimismus meiner Mutter über das Leben im Allgemeinen. Sie hatte diesen kleinen Hoffnungsschimmer bereits bei Ihrer Trauung in ihrem Herzen.

31 Jahre später in ihrer Ehe habe ich immer noch den Verdacht, dass meine Mutter diesen Hoffnungsschimmer weiterhin hat. Und ich hoffe und bete mit ihr dafür, weil ich beide meine Eltern liebe.

Es ist verzwickt als Einheit zu leben, wenn die Einzelpartner in der Ehe ihre Ideen und Gedanken darüber, wie sie leben sollten, aus unterschiedlichen Quellen bekommen.

Du musst dich allerdings fragen, ob du bereit bist auf etwas mehr als 30 Jahre zu hoffen.

Ich sage nicht, dass es nicht passieren kann. Wir haben alle von kraftvollen Zeugnissen gehört, wo es passiert ist. Ich sage nur, dass es keine Erwartung ist, auf der du eine glückliche Ehe aufbauen solltest.

Es ist eine Sache, einen Christ zu heiraten, der sich dann entscheidet, Jesus nicht mehr nachzufolgen – es gibt nicht viel, was du dagegen hättest tun können. Es ist aber eine ganz andere Sache, einen Nicht-Christen zu heiraten, geistig zu wachsen und dann dasselbe Gebet jeden Tag für mehr als drei Jahrzehnte zu beten.

Verpass das nicht

Der Sinn dieses Artikels ist nicht zu sagen, dass Nicht-Christen schlecht sind oder dass du keine gute Ehe mit jemandem haben kannst, der deinen Glauben nicht teilt. Der Punkt ist: Insbesondere wenn du vorbehaltlos Jesus nachfolgen und ihm dein Leben ausliefern willst, um sein Reich voranzubringen, ist der Glaube deines Partners genauso (wenn nicht sogar noch) wichtiger, als sich zu lieben.

Zu sagen „ich will“ ist eine Verpflichtung – mehr als jede andere Verpflichtung in deinem Leben. Sie verlangt Kompromisse bei jeder Menge Themen, sowohl groß als auch klein: Wie sollten wir die Spülmaschine beladen? Wo sollten wir leben? Wie viele Kinder sollten wir haben?

Im Grunde ist die Ehe auch so schon kompliziert genug. Willst du sie durch unterschiedliche Weltanschauungen noch weiter verkomplizieren?

Dieser Artikel ist zuerst in Englisch auf http://www.relevantmagazine.com/ erschienen und stammt von Kola Olaosebikan.
Bildquelle: http://pixabay.com/de/users/alexramos10/

From:: 3 falsche Annahmen über eine Ehe zwischen Christen und Nichtchristen